3D-Drucker sind mittlerweile bekannter, als die frühen Nadeldrucker. In Supermärkten, Souvenir- und Hobbyläden kann können alle von sich ein 3D-Model drucken lassen und als kleine Statuette verschenken. Viele besitzen schon kostengünstige 3D-Drucker und modellieren in Heimarbeit kleine selbst entwickelte Modelle und Kunstwerke. Doch vor allem in der Industrie, der Hochtechnologie und der Medizin sind 3D-Drucker inzwischen schon überall dort gebräuchlich, wo es auf Genauigkeit und Schnelligkeit geht. Im Bioprinting drucken Forscher Blutgefäße oder produzieren sogar 3D-Gerüste für besseres Zellwachstum. Sogar die Nahrungsindustrie erprobt die Herstellung eines 3D-gedruckten Käses. Nichts scheint also unmöglich zu sein.
Doch ganze Gebäude? Inzwischen gibt es viele Ideen und Erfindungen, wie nicht nur einzelne Elemente oder Wände in 3D-Druckern entstehen können, sondern tatsächlich ganze Gebäude. Von der CAD-Konstruktion bis zur Druckerdüse. Wenn äußerst komplizierte medizinische Prothesen so hergestellt werden können, selbst filigranste Bauteile für optische Geräte und feinmechanische Werkzeuge, warum dann nicht auch etwas gröberes und größeres, wie ein Einfamilienhaus?
Bisher standen Technik und Mechanik immer vor dem Problem, das, was im Großen funktioniert, auch im kleineren Bereich zu ermöglichen. Hier ist es einmal umgekehrt. Und die Ideen, wie diese Möglichkeiten effektiv eingesetzt werden können, sind mannigfaltig. Eine große Herausforderung liegt hier im Material. Eine überdimensionale Spritzdüse herzustellen, die an Kränen, Angeln und Laufbänder genau dort Beton ablaufen lässt, liegt nicht außerhalb unserer Vorstellungskraft. Ein Beton aber, der flüssig genug für die Düsen ist, dann aber schnell genug trocknet, um Türeingänge und Fenster freizulassen, ist etwas für Spezialisten. Denn auch kleine Durchlässe müssen möglich sein für Kabelschächte, Rohrleitungen, Lichtschalter und Steckdosen. Doch auch diese Anforderungen sind mittlerweile gelöst. Was fehlt, ist die Produktion der überdimensionalen Drucker und die Baufirmen die diese an geeigneten Plätzen einsetzen wollen. Hier hoffen die Entwickler auch auf das Militär, das vielerorts schnell Gebäude errichten muss. Was durch die US-Navy und die amerikanische National Science Foundation inzwischen gefördert wird, ist die Entwicklung eines druckbaren Betons für eine automatische Verarbeitung im Contour Crafting. Schnell ist diese Produktionsweise auf jeden Fall, so versprechen die Entwickler. Innerhalb von 24 Stunden sollen diese Gebäude errichtet werden können, sowie die Geräte aufgestellt und in Betrieb gesetzt wurden. Ein positiver Nebeneffekt dieser Bauweise ist dabei auch die Unfallverhütung. Kaum ein Maurer oder Dachdecker muss mehr über Leitern Gerüste besteigen und bei Wind und Wetter schwere Arbeit leisten.
Daraufhin werden mit Hilfe eines Greifarms die Stürze für Türen und Fenster auf die gedruckten Wände gesetzt. Dies geschieht ebenso mit den Deckenstreben aus Stahlprofil. Die Türen und Fenster selbst werden später auf herkömmliche Weise eingebaut. Hohlräume wie Abflüsse und Kabelkanäle hingegen lassen sich problemlos errichten. Ebenso Dachschrägen und gewölbte Kuppeln. Die Baumaschine soll zudem so konzipiert worden zu sein, dass sie im gleichen Arbeitsgang Rohre und Kabel verlegen kann. Rohrleitungen, die während des Drucks selbst nicht berücksichtigt werden konnten, können später gebohrt werden. Insgesamt soll der Prozess des 3D-Drucks nur 24 Stunden dauern.
Er tut es wirklich schon. Enrico Dini druckt reihenweise Häuser. Aber bisher macht er dies nicht für Menschen, sondern für Fische. Weltweit werden zur Zeit natürliche Riffe zerstört und somit auch der Lebensraum für Millionen von Fischen. Und genau diesen Lebensraum möchte Enrico Dini mit seinen ideal geformten Gebilden wie Korallen, kleinen Höhlen und Verstecken den Fischen zurückgeben und erhalten. Einen der weltweit größten 3D-Plotter hat Dini schon seit einiger Zeit in Betrieb. Und doch hat er noch größere Pläne. Dazu gehört das Drucken von Häusern für Menschen.
Viele Wissenschaftler, Architekten und Bauunternehmer sehen in dem Contour Crafting die Zukunft der Bauindustrie. Aber auch Stadtplaner, Umweltschützer sowie Entwicklungshilfe und Armee sind an diesem Verfahren interessiert und betrachten es als große Chance.
Die Gebäude selbst werden schnell aufzubauen sein. Oftmals schon mit den nötigen Leitungen und Rohren. Der Bau selbst soll dabei sehr viel kostengünstiger sein, als der herkömmliche. Sowie es möglich ist, auch transparente, oder lichtdurchlässige Materialien und Konstruktionen, die einen Luftaustausch begünstigen, herzustellen, bedeutet diese Bauweise auch einen großen Fortschritt im Umweltschutz und in der Nachhaltigkeit. Vor allem in Notstandsgebieten, nach Naturkatastrophen, in Kriegsgebieten aber auch in Slums bietet Contour Crafting eine große Chance, um das Leben der Menschen zu verbessern.
Die Baustellen selbst sind dabei schneller auf- wie auch abgebaut. Sie verursachen weitaus weniger Lärm und kaum noch An- und Abtransporte von schwerem Baugerät und Baumaterialien. Einen großen Einfluss wird Contour Crafting aber auch auf die Arbeitswelt haben. Zum einen wird die Arbeit am Bau sehr viel sicherer. Kaum ein Maurer, Dachdecker oder Zimmermann wird mehr über Gerüste klettern müssen. Arbeitsunfälle werden vermieden und arbeitsbedingte Krankheiten verringern sich in ihrer Anzahl. Für das Contour Crafting entworfene Grundrisse können der Kreativität sehr viel mehr Spielraum geben. So wäre es ohne großen Kostenaufwand möglich, halbrunde Wände einzuplanen und sich in unterschiedlichsten Spielereien zu versuchen. Einem Einheitsbau wäre somit Einhalt gegeben und die Häuser werden wieder individueller und authentischer.
edoch wird diese Entwicklung auch Konsequenzen auf den Arbeitsmarkt haben. Es werden weniger Handwerker benötigt. Vor vorher vier oder fünf Maurer tätig waren, wird dann nur noch eine ausgebildete Fachkraft eine hochtechnisierte Maschine bedienen. Die jedoch ist eine Entwicklung, die sich in der kompletten Arbeitswelt bereits so weit entwickelt hat, dass sie sich nicht mehr zurückdrehen lässt. Hier ist die Politik gefragt, eine Lösung zu finden.
Inh. Paul Schütte
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